Ich war mir ganz sicher, dass niemand in der Nähe ist, als ich aus dem Frankfurter Hauptbahnhof in die kleine Seitenstraße bog - eine Abkürzung auf dem Weg zur Arbeit. Diesen Weg nehmen nur wenig Leute. Gerade hatte ich, wenn auch mit geringer Lautstärke, einen stinkigen Furz fahren lassen, als eine Kollegin mir von hinten auf die Schulter klopft: "Na Xammi, wie geht´s Dir denn?" Peinlich, peinlich.
Sie war aber noch mit ihren Gedanken im Zug, wo ihr jemand im Gang vor dem Zugausstieg rücksichtslos mit Schwung einen Koffer gegen das Schienbein gehauen hat. Das tat weh. Der Schuldige hat es gemerkt, aber völlig unbeteiligt getan. Und genau derjenige hatte vorher schon das ganze Abteil genervt, weil er die ganze Strecke bis Frankfurt ununterbrochen lautstark ins Handy gelabert hat.
Die Pendler kennen das. Morgens im Zug geht es ziemlich ruhig zu. Die meisten Leute lesen Zeitung, einige dösen vor sich hin, andere schlafen sogar noch ne Runde, ein paar haben ihre Laptops an und ein paar unterhalten sich miteinander.
Und dann ist da immer ein Störenfried. Entweder hat er einen Kopfhörer, wo die Bässe laut wummen, oder er schreit ins Handy, so dass alle 50-80 Leute im Abteil jedes uninteressante Detail mithören müssen. Das kann natürlich auch eine Sie sein, ist es aber seltener.
Auf den Rückfahrten Nachmittags und Abends geht es etwas lebhafter zu als Morgens. Unfreiwillig hört man dann Gespräche...
Zwei junge Damen unterhalten sich miteinander. Die eine erzählt, wie sehr ihr Freund sie nervt, dass sie ihn gerne los werden möchte und eigentlich schon einen anderen hat. Sie überlegt bloß, wie sie das am besten machen kann. Die andere gibt ihr gute Ratschläge, während sie sich immer mehr über "diesen Depp" aufregt. Nennen wir den Depp mal Andreas (ich weiss den Namen nicht mehr).
Das Handy klingelt, sie geht dran. "Ach hallo mein lieber Schatz. Andreas, ich habe dich gestern sooo vermisst... Bussi, Bussi ..." und sie sülzt ihm ein Schmalz ins Ohr, dass man meinen könnte, sie vergeht gleich vor Sehnsucht nach ihm. Ihre Gesprächspartnerin guckt auch ganz verdutzt und verärgert. Sie legt auf. "Dieses A...-loch, ich hoffe, dass ich ihn bald los werde...", schimpft sie sofort weiter...
Bei der Arbeit erzählt mir Bernd, er sei heute völlig traumatisiert, was ihm in der S-Bahn passiert ist. Die S-Bahn war total voll, viele mussten sogar im Gang stehen. In seiner Nähe saßen vier Mädels mit Koffern. Er hörte, dass sie auf dem Weg zu Flughafen sind und Urlaub in Ägypten machen wollen. Die eine sagte, sie hat sich gestern Abend noch die Beine rasiert. Darauf erzählte eine andere, dass sie das schon vor drei Tagen gemacht und gleich auch die Schamhaare entfernt hat. "Da siehst Du doch aus wie ein Kind. Mir gefällt so was nicht", meinte ein anderes Mädel. Und die vierte: "Ich mach das immer alles mit Wachs weg." - Das war der Moment, wo Bernd fast der Schlag traf. Nun fürchtet er, heute Nacht von Enthaarungen mit Wachs zu träumen und hat fast schon Kastrationsängste.
Eine Zuggeschichte, die mir passierte, will ich noch zum Besten geben. - Eine von vielen, die ich erlebt habe in meiner langjährigen Zeit als Bahnkunde. Es war in der S-Bahn, die war einigermaßen leer. In meiner Nähe saßen nur Frauen, mir gegenüber eine sehr hübsche junge Frau mit einem Baby und einem ca. 2jährigen Mädchen. Das Baby quengelte ein bisschen, da zog die junge Mutter kurzerhand ihren Pullover hoch, um das Kleine zu stillen. Und an der anderen Brust begann das größere Kind zu saugen. - Das war doch ein sehr ungewöhnlicher und malerischer Anblick - erotisch und stark.