So´n Donnerstag wie gestern muss nicht nochmal sein!
Moins (auf hochdeutsch: morgens) habe ich uns einen Tee von den selbstgepflückten Kamillen gekocht. Kamillenblüten in heissem Wasser 3 bis 5 Minuten ziehen lassen, abseihen, ein wenig Honig dazu, fertig. Der duftete so gut, dass ich noch vor dem Frühstück einen Humpen getrunken habe. Mein Mann wollte aber keinen, lieber wie üblich Kaffee trinken. So füllte ich mein gesundes Gebräu in eine Thermosflasche für später, erledigte ein paar Haushaltsarbeiten und fuhr kurz vor halb Zehn los. Michael fuhr nachher mit unserem älteren Auto zur Geburtstagsfeier. Getrennt gefahren, weil wir später ganz unterschiedliche Pläne hatten.
Ach so, die kurze Vorgeschichte: kamillen-auf-dem-balkon-und-geburtstagsfeier-im-neuen-heim.
zu wenig
Zuerst mal zur Tankstelle. Mein Auto spricht seit Tagen immer wieder das selbe zu mir. In Piepstönen und roter Schrift auf dem Armaturenbrett sagt es: "Reifendruck zu niedrig". Welchen Reifen es meint, hat es mir nicht angezeigt. Muss ja nicht, es meinte nämlich alle. Also begann ich mit dem schlappen Schlappen vorne rechts. Schon das erste Hindernis: Wieviel Atü müssen denn da drauf? Im Tankdeckel steht nichts, in der Bedienungsanleitung nicht, die in der Tankstelle wussten auch nichts. Mein Mann ging nicht ans Telefon. Oh, Mann! Das zweite Hindernis, die nagelneue, supermoderne "Luftpumpe" muss man eingehend studieren, bis klar ist, dass die Anzeige, wieviel Luft im Reifen drin ist, wirklich gar nicht funktioniert. Ich stellte den Reifendruck auf 2,2 Atü ein und pumpte auf.
Das verdammte Reifenventil und das blöde Gerät wollen unbedingt zusammen bleiben. Bist Du nicht willig, so brauch´ ich Gewalt! Nach der Trennung ist der Reifen beleidigt und lässt pfeifend eine Menge Luft ab. Oh Auto, wie soll ich hier jemals wegkommen mit so einem Platten? Ich stelle den Druck auf 2,5 Atü und versuche es nochmal.
Der Reifen und das Gerät feiern jetzt die Wiedervereinigung. Es war ja am 3. Oktober. Mit einem Ruck rette ich diesmal noch den halbvollen Reifen und fahre genervt los. 50 Meter weiter meldet sich das Auto pfeifend und sagt: "Reifenpanne vorne rechts". Meine Nerven routieren. Werkstatt? Heute ist ein Feiertag! Langsam schleiche ich die ca. 15 km nach Trebur.
Der Geburtstagsbrunch ist schon im vollen Gange. Ein Rundgang durch´s neue Haus mit meinem Bruder und den Kindern. Alle Achtung, wie schön es innen renoviert und eingerichtet ist, freundlich und hell.
Beim Rundgang über den Platz vorm Haus bewundere die vielen Fachwerkhäuser. In der Kirche staune ich, wieviel große Geschichte der kleine Ort Trebur erlebt hat. In Trebur gab es einmal 3 Burgen, in diesem Ort begann Heinrich IV. den Bußgang nach Canossa und Martin Luther war auch da. Die Deutsche Fachwerkstraße führt auch hier durch. - Das ist natürlich mindestens einen extra Artikel wert. Nun will ich aber von meinem verdrehten Donnerstag weiter erzählen.
Zum Mittagessen gehe ich nicht mit, sondern esse im Auto meinen mitgebrachte Kartoffel- + Bohnensalat, dazu trinke ich den Kamillentee (s. oben). Im Tierheim wartet nämlich der eine Hund auf mich, dessen Ohrenentzündung nur ich versorgen darf. Andere Leute, Pfleger und die Tierärztin laufen Gefahr, gebissen zu werden. Er hat starke Schmerzen. Das ist eine große Ehre, die mir der goldige Hund gibt. Aber ich ärgere mich, dass ihm seit nunmehr 2 Monaten nicht wirklich geholfen wurde. Außerdem ist es lästig, wirklich täglich dort hin zu müssen.
Von Trebur bis zum Tierheim sind´s etwa 6 km Schleichfahrt. Das Auto funkt mir wieder von "Reifenpanne vorne rechts". Mein Bruder hatte den Reifen inspiziert. Da ist nichts kaputt, aber Luft fehlt, war das Fazit. Eine Tankstelle sollte zwar unterwegs sein, aber die sah ich nicht. Bei meiner Ankunft sehe ich Herrn M. mit zwei Schäferhunden zurück kommen. Er hat eine Fahrschule und ist so freundlich, sich mein Reifendilemma anzusehen. Auch er meint, viel Luft fehlt und zeigt mir in der Fahrertür das Schildchen, worauf die korrekten Druckangaben stehen. Endlich weiß ich es!
zu viel
Obwohl ich normaler Weise an Donnerstagen mehrere Hunde ausführe und bis zu 6 Stunden im Tierheim verbringe, schaffe ich heute gerade mal einen einstündigen Rundgang mit meinem Patienten. Ich habe einen echten Durchhänger, bin so schlapp wie mein rechter Vorderreifen. Mir ist so komisch, mir ist alles wurscht.
An der Aral-Tankstelle ist ein Luftdruckgerät wie ich es kenne. Erleichtert fülle ich auf. Nun hält mein Auto endlich Ruhe und pfeift mir nichts mehr von Druck und Reifenpanne.
Ein Heißhunger auf Nudeln mit Tomatensoße überfällt mich. Schnell heim, Miracoli-Vorrat ist da. Aber ich schaffe es nur bis in die nächste Asia-Imbißbude, wo ich mir eine Portion gebratene Nudeln mit gebratener Hühnerbrust reinschaufele. Köstlich! Und jetzt noch was Süßes - auf dem Heimweg Halt beim Eisgeschäft, drei Bällchen mit Sahne.
Eh, ist das normal? Nach der ordentlichen Portion zu Mittag und dem Frühstück und dem Kuchen davor?
Nee, das ist zu viel!
Außerdem bin ich müde "wie ein Hund", war´s schon vor der üppigen Nachmittags-Mahlzeit.
Um sechs Uhr legte ich mich ins Bett, schlief bis um Acht, fernsehen bis Zehn, weiter geschlafen bis heute morgen.
'Wieso?' habe ich mich gefragt. 'War vielleicht der Kamillentee schuld, dass ich mich wie ein Junkie auf ´m Trip fühlte?'
So muss es sein. Mein Tee war stark, zu stark.
Kamille ist sehr, sehr gesund und heilsam gegen viele Beschwerden. Es hat auch beruhigende Wirkung. Aber zu viel ist ungut.