Was für ein Tag.

Heute morgen, die Augen noch halb geschlossen, schlurfte ich in die Küche.
Schreck, ich riss die Augen auf. Was für ein Durcheinander! Zeitungen auf dem Boden, der Aschenbecher, eine Porzellanschüssel zerbrochen, die Tischdecke halb herunter gerissen.

Otto.
Da sah ich ihn. Otto versuchte, sich hinter den Kühlschrank zu zwängen.
Schei...-benkleister. Otto will seine Beute da raus holen, was immer das sein mag.

Auf den Schreck kommt bei mir das Bedürfnis - na, das worüber Ihr Morgen früh im "Spruch des Tages" lesen könnt.
Als ich wieder kam, sah ich das Beutetier. Es hing genau so wie ein dunkles Kreuz an der Wand.
Ein Mauersegler, der sich verzweifelt an einem Bilderrahmen festklammerte.

Otto machte wilde Sprünge, um an ihn heran zu kommen. Mittlerweile war auch Emma auf dem Esstisch und wollte den Vogel fangen. Der Mauersegler verhielt sich ganz ruhig - was ihm wohl das Leben rettete. Die Katzen schauten mich noch einmal schnippisch, beleidigt an (das können die ganz doll!) und stolzierten mit hoch gereckten Schwänzen  raus.

Gott sei Dank.
Wie kriege ich nun aber den Vogel aus der Wohnung?
Otto hatte ihn zur Katzenklappe reingeschleppt, ich kann ihn da nicht wieder raustun. Erstmal: Fensterbrett abräumen und Fenster auf, hoffen, dass der Mauersegler nicht an die Scheibe fliegt.
Wie aber sollte ich ihn fangen? - Mir fiel der Kanarienvogel meiner Eltern ein. Hansi haben wir am besten mit einem Geschirrtuch kriegen können, das wir über ihn warfen.

Aber so ging das nicht, diese Schwalbe hing ja an der Wand. Mittlerweile flatterte sie ein bisschen, um besseren Halt zu finden. Ich war froh, hatte schon befürchtet, dass sie da verreckt.

Also stieg ich mit einem Küchentuch in der Hand rauf auf den Tisch.
Das Vögelchen flog nicht weg. Erstaunlich mit welcher Kraft  das Kerlchen sich festhielt. Ganz vorsichtig nahm ich ihn, wobei der Bildaufhänger los riss und das Bild auch noch runter sauste. Der Mauersegler drehte seine Kopf und sah mich richtig an. Ob Ihr´s glaubt oder nicht, er hatte einen erleichterten Ausdruck in den Augen.

Er rührte sich nicht, als ich ihn zum Fenster transportierte. Aber als er den Lufthauch spürte, flog er plötzlich ganz einfach aus meiner Hand weg.
Mensch, war ich froh!
Danach noch eine Viertelstunde Schadensbeseitigung.

Da ich heute auch unbedingt meinen Bappkopp - die Haare - waschen musste, verpasste ich zwei Züge und kam ganz schön spät zur Arbeit. Zuerst zog ich mir einen Milchkaffee am Automat. Beim Öffnen der Bürotür war ich zu stürmisch. Der halbe Kaffeepott-Inhalt landete auf meinem Schreibtisch, schön weit verspritzt.
Das sah aus!
Die ganzen Papiere waren voll. Telefon, Bildschirm und Schreibzeug standen in einer großen Kaffeepfütze.
Ich muss einen ganz deftigen Fluch losgelassen haben - das behauptete jedenfalls Heinz, der 3 Zimmern weiter sitzt. Er ist aber nett und half mir bei der Trockenlegung. Zum Glück waren keine wirklich wichtigen Sachen beschmutzt worden.

Mittags gab es Fleischkäse mit Spiegelei, Spinat und Kartoffeln.
Ihr ahnt es.
Die Speisekarte konnte man danach auf meinem T-Shirt lesen. Einen Moment dachte ich dran, die Dekoration einfach mittels grünen und gelben Sprengeln zu vervollständigen. Eine Ketchup-Flasche stand auch bereit. 
Dann ging ich aber lieber auf die Toilette und wusch mein Shirt. 
Nun prangte darauf ein voluminöser Wasserfleck.

Kurz drauf musste ich in eine Sitzung, mit ner Menge Leute. - Nun, ich habe von meinen Katzen gelernt.
Gelernt, dass alles, was Katzen (und ich) tun, die Krönung ist und über alle Zweifel erhaben. Mit so einer überheblichen Art kommst Du prima (fast) überall durch - arrogant lächeln und unbeteiligt tun.

Und genau damit kam ich auch Abends im Bus durch.
Aber das, was dort passierte, war nun wirklich hammerhart.
Ich hatte mich beeilt, bin aus dem Zug zum Bus gerannt und habe ihn grad noch gekriegt. Nur hatte ich auf dem Weg einen großen, braunen Haufen übersehen. Mit Sandalen! Nein, nicht einfach Sandalen, mit meinen schicksten Riemchenschuhen, die ich besitze. Das schmierige Gefühl am Fuß, und dann der Gestank! In dem knallvollen, schlecht belüfteten Bus dachte ich, gleich falle ich um. 

Die Leute guckten, wer so "duftet". Da fiel mir ein alter Trick meines Vaters ein - unfair, aber wirkungsvoll.
Ich habe so ´ne arme Pennersau, der im Bus neben mir stand, auffällig angestarrt. Der roch, glaub ich, tatsächlich auch nicht gut - so wie er aussah. Jedenfalls folgten die Leute meinen Blicken...
3 Stationen - und ich habe alle von mir und dem Gestank befreit.
Ja, schimpft mit mir! Das war unfein.
Aber ich hatte doch die Pluspunkte von heute Morgen, als ich dem Vogel das Leben gerettet habe.

Das ist Otto. Er hat grad ein Auto angepinkelt.
Dann schaut er sich um, ob ihn keiner gesehen hat. Mich hat er nicht bemerkt.
(Unsinn, was sage ich da. ER GEHT DOCH IMMER BRAV AUF´S KATZENKLO!)

Glaubt mir, dieser Macho-Kater ist das beste Tier, was es gibt! - Allerdings mit harter Konkurrenz von seiner Schwester Emmi