Was war ich wohl in einem früheren Leben, dass ich in diesem Leben mit so viel
Schusseligkeit bestraft bin?
Als Kind war ich der Familienschreck. Die, die immer alles kaputt macht, bei der Milch-
flaschen platzten, die Geschirr zerdeppert, Kleidung zerreißt, alles runter schmeißt.
Unbeabsichtigt natürlich. Nicht mal meine Zwillingsschwester war so dappisch wie ich.
Damals, vor über 50 Jahren, war die Kindererziehung noch strenger. Wir mussten brav
und still bei Tisch sitzen, durften nicht mit vollem Mund sprechen und ein Kind durfte
keinem Erwachsenen ins Wort fallen. Echt ätzend. - Andererseits, insgeheim fände ich es
manchmal heute auch besser, wenn Kindern etwas mehr Benimm lernen. Vor allem, wenn so
ein „liebes“ Kiddy rumnervt und nölt und die Eltern so tun, als ginge sie das nichts an.
Ich war ein stilles, introvertiertes Kind, das gerne malte und spielte. Aber still bei Tisch
zu sitzen, war eine Qual und langweilig ohne Ende. So kam es bei einer großen Feier in
einem noblen Hotel zu einer familiären Katastrophe. Die langen Tafeln waren vornehm mit
weißen Tüchern gedeckt, die bis zum Boden reichten. Porzellan und Gläser standen bereit,
als alle Gäste Platz nahmen. Die ganze Sippe meiner Mutter war angereist.
Kaum saß ich, gefiel mir der Platz nicht. Ich wollte lieber zu NaOnna, die an einen anderen
Tisch platziert war. Also Xam – das bin ich, damals vier Jahre alt – kletterte von ihrem Stuhl
und stand prompt auf der zu langen Tischdecke. Blöder Weise war das genau da, wo zwei
Tische zusammen gestellt waren. Statt meine Füße aus dem Tuch raus zu bekommen, ver-
hedderte ich mich immer mehr in den beiden Tafeltüchern. Ärgerlich drehte ich mich um die
eigene Achse und verzog dabei die Tücher, so dass das erste Geschirr umfiel. Mit einem
Ruck drehte ich mich zurück. Das war falsch. Ich riss beide Tücher von den Tischen her-
unter. Porzellan und Gläser schepperten auf den Fußboden. Jede Menge Scherben.
Die Feier war geplatzt, bevor sie angefangen hatte.
Wir verließen das Hotel mit Schimpf und Schande.
Paps, Opa und ein Onkel teilten sich die teure Rechnung.
Meine Großeltern haben mir das noch jahrelang vorgehalten. Für mich war aber das
Schlimmste, nie mehr bekam ich von dem leckeren Eis, das in diesem Hotel gemacht wurde.
Ich hatte wirklich liebe Großeltern, aber da ließen sie nicht mit sich reden.
Warum ich das erzähle?
Ja, da war doch die Sache mit der Tasche, die an Silvester verschwunden ist...
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