Erinnert Ihr Euch an die üble Geschichte, deren Anfang ich Euch vor ein paar Monaten erzählt habe?
Was war damals geschehen?
Hier kannst Du die den Anfang nachlesen:
Hier geht es jetzt weiter:
Über eine Woche war es her, dass ich mich bei meinem Mann für ein paar Tage verabschiedet hatte, zu einer Reise mit meiner ihm unbekannten alten Freundin. Micha hatte sich große Sorgen gemacht, weil seit ich nach zwei Tagen von wer weiss wo in Albanien angerufen hatte.
Albanien, da gingen bei ihm schon die Alarmglocken los. Nachdem er über eine Woche kein Lebenszeichen mehr von mir bekommen hatte, fand er mich nachmittags, als er heimkam, im Bett, mit Schuhen und fremdländischen Klamotten bekleidet. Am Oberarm hatte ich einen dicken Mullverband. Es war ihm nicht gelungen, mich zu wecken. Mein Gesicht war knallrot und schweissnass. Als er mir über den Kopf strich, hatte ich bei einer bestimmten Stelle gestöhnt und er bemerkte getrocknetes Blut, das in den Haaren klebte. Dann sah er, dass ich einen Kopfverband gehabt hatte, der war aber verrutscht. Weil ich mich ganz heiss anfühlte, hatte er Fieber gemessen. Da packte ihn die Angst, und er war zu unserem Hausarzt gelaufen. Zum Glück war gerade dessen letzter Patient gegangen. Er kam gleich mit Michael.
Dr. Groß wollte mich sofort ins Krankenhaus einweisen. Aber weil das Fieber dermaßen hoch war, musste er erst schnellstens dagegen etwas tun. Bei der Untersuchung fand Dr. Groß eine Platzwunde am Kopf, die aber schon ordentlich genäht war. Am rechten Oberarm war eine entzündete Fleischwunde, offensichtlich von einem Messerstich. Es schien aber noch mehr nicht in Ordnung zu sein. Vorsichtshalber nahm Dr. Groß eine Blutprobe fürs Labor mit. Da stellte sich eine Lebensmittelvergiftung heraus.
Nachdem der Arzt mich am versorgt hatte, beschloss er, mich vorläufig nicht ins Krankenhaus zu schicken, sondern sich selbst zu kümmern. Er wohnt nicht weit von uns und kam mehrmals am Tag. Derweil hat mein Mann mich lieb umsorgt. Meine Schwester Regina brachte Hühnersuppe, die sie extra selbst gekocht hat. Sie hatte sich an alte Abenteuerfilme erinnert, worin Kranke immer mit Hühnersuppe gesund gepflegt werden. Zuerst hat mein Magen ja rebelliert, aber eigentlich tat das Süppchen wirklich gut. So war ich bestens betreut worden und bin dafür sehr dankbar.
Wegen dieser Stich- und der Kopfwunde, die auf einen Überfall schließen ließen, hatten Michael und der Dr. Groß die Polizei benachrichtigt. Die konnten aber nichts zur Lösung des Rätsels beitragen. Ich glaube, sie gaben es schnell auf.
Es ging mir zusehends besser. Ich war heilfroh, wieder daheim zu sein! Noch tagelang war ich aber schlapp und irgendwie benebelt. Ständig musste ich auf die Toilette und die Verletzungen taten weh. Michael blieb so oft es ging in meiner Nähe. Die strenge Bettruhe, die mir Dr. Groß verordnet hatte, hielt ich aber nicht ein.
Gestammelt, geweint und mich ängstlich unter der Bettdecke verkrochen hatte ich in meinen Fieberträumen. Was ich da erzählt hatte, klang wohl kriminell. Um vielleicht Klarheit zu bekommen, inspizierte Michael meinen Reisekoffer und die Handtasche. Da waren Bahnfahrkarten von Dubrovnik nach Wien, von Wien nach Frankfurt. Was er noch fand, veranlasste ihn, seinen Freund Axel anzurufen, ein hohes Tier beim Bundeskriminalamt.
Axel kam sofort und hörte sich die unglaublichen Fieberträume an. Eindringlich bat er uns, diese Geschichte keinem zu erzählen, sondern einfach zu sagen, ich sei im Urlaub krank geworden und frühzeitig mit dem Zug heim gefahren. Mit unserem Arzt redete Axel auch. Den Doktor habe ich auf Axels Wunsch von der Schweigepflicht dem BKA gegenüber entbunden. Über Axels Verhalten wunderte ich mich.
Nächtelang grübelte ich: Wo, um Himmels Willen, war ich gewesen? Wie war ich heim gekommen? Wer hatte mich überfallen? Oder woher sonst kommen diese Verletzungen? Was sind das für Kleider, die ich anhatte?
Warum habe ich diesen Traum in Erinnerung, sonst nichts? Wie komme ich dazu, so etwas zu träumen? Wieso konnte ich mir diesen Albtraum merken, mit allen Details, in voller Länge?
War das nicht doch so passiert?
Riesige Sorgen machte ich mir um Waltraud und die anderen, mit denen ich losgefahren war. Zigmal ging ich ans Telefon und probierte Waltrauds Handy-Nummer. Nichts ging. Ich erinnerte mich an den Namen der Autowerkstatt an, wo Waltrauds Freund Kemo arbeitet. Er war dort zehn Tagen nicht mehr aufgetaucht.
Alles passte merkwürdig mit meinem Fiebertraum zusammen. Es war die einzige Erklärung, dass er mindestens teilweise echt ist.
Mein Gepäck!
Das Köfferchen stand in einer Schlafzimmerecke, neben der Handtasche. Irgendwie war mir mulmig, da hinein zu sehen. Erst nach ein paar Tagen überwand ich mich.
Ich fand darin nur meine üblichen Sachen und bin unglaublich erleichtert gewesen.
Aber weil ich überhaupt nichts verstand, zermarterte ich weiterhin mein Hirn, bis ich jedesmal erschöpft und mit starken Kopfschmerzen einschlief.
Mehrmals kam Axel in den nächsten Tagen mit verschiedenen Leuten, die mich alle immer wieder dasselbe fragten. Das bekam mir gar nicht. Ich hatte jedesmal höllisches Kopfweh. Unser Hausarzt verbat Axel schließlich, so lange ich krank bin, nochmals jemand mitzubringen. Alleine durfte er wiederkommen. Der Arzt wollte jeglich Aufregung von mir fernhalten. So waren gleich am Anfang er und Axel überein gekommen, mit mir vorerst nicht über die Funde im Reisegepäck zu sprechen. Erst als es mir viel besser ging, erzählte Michael mir davon - gerade rechtzeitig bevor es zu spät war - bevor ich wieder zu arbeiten anfing.
Fortsetzung folgt morgen