„Du, Xam, da ist wieder mal eine Maus unter der Küchenzeile. Die ist diesmal aber ziemlich groß“, sagte Micha und biss in sein Frühstücksbrot. „Ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass da etwas sein muss. Die Katzen schnuppern ständig an der Lücke zwischen der Waschmaschine und dem Schrank und liegen auf der Lauer. Wo ist denn eigentlich die Lebendfalle, die sollten wir mal aufstellen.“ Ein paar Tage später, Xam: „Ich weiß nicht, wie ich dieses Tier noch anlocken soll. Käse mag sie nicht, Butterbrot auch nicht. Ich weiß nicht mal, ob es eine Maus oder sonstwas ist.“ „Das ist eine Maus, aber eine sehr große. Ich habe sie schon 2 Mal kurz gesehen, als ich am Küchentisch Zeitung las. Da hat sie sich raus getraut. Richtig erkennen konnte ich sie nicht“, erwiderte Michael. „Was?? Groß?? Eine Ratte etwa???“, Xammi entsetzt. „Nein, eine Ratte war das auf keinen Fall. Eher eine vollgefressene Maus. Die passt gar nicht in die kleine Mausefalle rein. Ich kaufe heute eine größere Falle“, beschließt Micha. 1 1/2 Wochen später. Xam jammert: „Dieser Gartenschläfer unter der Spüle nervt langsam aber sicher. Er sieht ja wirklich süß aus, hab ihn schon ein paar Mal kurz heraus gucken sehen. Aber die Putzerei macht mich fertig. Jeden Tag muss ich die Leiste unter den Schränken abbauen, um die Pisse und Kacke von dem Tier weg zu wischen. Ich komme gar nicht richtig mit dem Wischmopp unter die Schränke, hinter die Spülmaschine und hinter die Waschmaschine schon gar nicht. Um das Tier zu kriegen, muss man die ganze Küche abbauen.“ Micha: „Warum geht der eigentlich nicht in die Falle?. Wir haben doch im Internet nachgelesen, dass er Nüsse und Äpfel frisst und sie rein getan.“ Wir haben uns nämlich mittlerweile schlau gemacht, was da unter unserer Kücheneinrichtung lebt. Ein Gartenschläfer. Wir haben auch herausgefunden, wie und wo diese Tiere leben. Laut Internet hat der in unserem Wohngebiet eigentlich gar nichts verloren. Wo haben die Katzen den bloß aufgetrieben? Es ist ja nicht der erste. Wahrscheinlich war dieser Gartenschläfer schon träge, er hat sich auf den Winterschlaf vorbereitet, als ihn eine Katze erbeutete. Seltsamerweise töten unsere Katzen manche Tiere nicht, sondern „schenken“ sie uns lebend. Da kommt bei uns `Freude´ auf! Xam: „Ich glaube, der frisst Katzenfutter. Das habe ich auch schon in die Falle getan. Scheint´s ist er schlau genug, an die Futternäpfe zu gehen, wenn die Katzen nicht da sind. Die Katzen verlieren allmählich sowieso das Interesse an ihm. Ich stelle jetzt die Falle mal genau vor die Lücke wo er immer rausguckt, dann tappt er rein, wenn er fressen gehen will.“ 2 Wochen später. Der Gartenschläfer kommt schon ganz keck aus seinem Versteck heraus, wenn wir in der Küche sind. Den Katzen geht er geschickt aus dem Weg. Er ist mittlerweile zum echten Haustier mutiert und wird zutraulich. Alle Fangversuche sind jedoch fehl geschlagen. Wir könnten ihn ja akzeptieren, finden ihn hübsch und possierlich. Aber er macht viel Dreck und ist ja doch ein Wildtier. Was machen wir mit ihm, wenn wir ihn endlich lebendig gefangen haben? Wir werden ihn in einem kleinen Park aussetzen. Vielleicht hat er eine Chance, zu überleben und sich ein Winternest zu bauen. Noch ist es ja nicht richtig kalt. Xam: „So kriegen wir ihn nie. Ich stelle jetzt das Trockenfutter für die Katzen ins Wohnzimmer. Dann fülle ich die Falle in der Küche damit. Wenn er Hunger hat, bleibt ihm nichts übrig, als in die Falle zu gehen.“ Gesagt, getan. 2 Tage später, Xam und Micha abends beim Fernsehen, die 2 Katzen dösen auf den Wohnzimmersesseln. Blitzschnell springt plötzlich unser Kater auf. Micha: „Ach du meine Güte, Otto hat den Gartenschläfer gefangen!“ Der Kater legte seine Beute stolz vor Michael ab. Das kleine Tier zuckte heftig, dann rührte es sich nicht mehr. Das Futter in der Falle hatte es verschmäht. Der Hunger und seine feine Nase hat ihm den Weg ins Wohnzimmer gezeigt. Nun war er tot. So hatten wir uns das ja nicht vorgestellt und steckten ihn ein wenig traurig in eine Plastiktüte. Micha brachte ihn in den Mülleimer herunter. Seltsam, der kleine Kerl war uns irgendwie ans Herz gewachsen. Am nächsten Nachmittag, Xam kam von der Arbeit, sprach sie der Gerd aus der Wohnung im Erdgeschoss an: „Ich versteh das nicht. Irgendwas ist in unserer Mülltonne am rumkrabbeln.“ Xamantao: „Das ist der Gartenschläfer! Der lebt also doch noch,“ und erzählte Gerd die Geschichte. Gerd: „Was machen wir denn jetzt?“ „Lass uns den Kerl da raus holen. Ich bringe ihn dann ins Freie, weit weg von den Katzen. So, wie Micha und ich es geplant haben.“ Gerd holte eine Plastiktüte. Dann kippten Xam und Gerd die Mülltonne um und heraus torkelte der Gartenschläfer. „Oh je, der haut ab! Wie können wir den einfangen?“ fragte Xam. Das Tierchen hatte sich sogleich in eine Ecke verkrochen. Aber jetzt geschah etwas Seltsames. Er kam auf Xam zu und ließ sich ganz einfach von ihr hochnehmen. Äußerlich waren keine Verletzungen an ihm zu sehen. Wie süß er sie ansah, mit seinen riesengroßen Nachttieraugen! Schweren Herzens tat sie ihn vorsichtig in die Plastiktüte, sprach beruhigend auf ihn ein und brachte in den Park. Dort legte sie die Einkaufstüte ab. Das Tier rührte sich nicht. Erst als sie ihn leicht schuppste, kam er raus. Dreimal musste sie ihn anstoßen, dass er fortgehen sollte. Immer wieder wollte er zu Xammi in die Tüte zurück. Einmal machte er sogar Männchen und gab einen leisen Pfeifton von sich. Nach dem dritten Schupser verschwand er endlich unter den Laubblättern. Am Liebsten hätte Xam ihn wieder mit nach Hause genommen. Aber das ging nicht. Schon einmal hatte eine Nachbarin versucht, einen von Katzen erbeuteten Gartenschläfer über den Winter zu bringen. Sie hatte alles versucht und sich erkundigt, was man am Besten tun kann. Er hatte es nicht überlebt. Schweren Herzens ging Xamantao davon. Micha tröstete sie, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hat. Leider kam in der nächsten Nacht schon der erste Frost... **** Hier ein paar Informationen über Gartenschläfer. Aus dem Internet`wikipedia´ (auch die Fotos): Lebensweise: |