Am 2. Januar gingen wir zu einem Markt in Montego Bay. Da kriegt man alles, angefangen
von lebenden Hühnern, Obst, Zigaretten und Zigarren, bis zu Klamotten. Zu Beginn unseres Urlaubs hatte ich einen Marktstand mit schönen Stoffbeuteln entdeckt. So einen wollte ich
als Ersatz für meine verschwundene Handtasche.
Micha wartete derweil in der Sonne in einem Cafe, wo er die vielen Spatzen mit Resten
unserer Frühstücksbrötchen fütterte. Die sind richtig kess, manche kommen einem sogar
auf die Hand. Es gibt zwei Sorten, die hellbraun-ockerfarbigen und die fast bunten in
braun-grau-blau-Tönen.
Leider fand ich den Stand mit den schönen Taschen nicht mehr und sonst auch nichts, was
mir gefiel. Also überlegte ich, Stoff zu kaufen und selbst was zu nähen, während ich im
Liegestuhl die Sonne genieße. Trotz aller Schusseligkeit habe ich, vielleicht zum Ausgleich,
ein paar gute handwerkliche Eigenschaften, Geschick und Ideen. Mir fiel die leuchtend
weinrote Seidenhose ein, die ich dabei hatte. In einem Urlaub gekauft, aber nie getragen.
Ob ich die jemals anziehen würde? Aus diesem dünnen Stoff kann man doch was machen.
Also, Nähzeug gekauft und im Hotelzimmer gleich ans Werk: die Hosenbeine nach innen
ziehen, den Po-Einstieg unten zunähen, so war die Tasche mit Henkel schon zu erkennen. Im Supermarkt auf dem Weg hatte ich eine Großpackung schwarze Haargummis gekauft, womit
ich den Henkel in die richtige Form brachte und gleichzeitig verzierte. Michael staunte und
fand das neue Stück super. Nun fehlte noch ein Verschluss. Den fand ich am nächsten Tag,
einen großen Holzknopf. Fertig. Ich bin stolz auf mich.
Und jetzt kommt´s!
Micha´s Klamotten hingen alle über einer Stuhllehne. (Nicht alle natürlich, im Schrank war
auch noch was.) Eben nahm er seine Hose und ein Hemd weg.
„Aah!“
„Was ist?“
„Guck mal da, Xammi!“
Da hing diese vermaledeite, vermisste Tasche an der Stuhllehne unter dem Kleiderberg!
Sie ist da. Ich bin froh. Und wie froh bin ich erst, dass ich den Mann an der Rezeption noch
nicht wieder gesehen habe. Den hätte ich wahrscheinlich völlig zu Unrecht giftig angekeift.
Na so was, das ist wie noch Mal Weihnachten.
Und ich habe zusätzlich eine selbst-kreierte Tasche.
Meine Schusseligkeit - was hat die damit zu tun? Wer hatte wohl die Klamotten über die Stuhllehne gehängt?
I-c-h.
.....๑۩۞ ......... ۞۩๑ஐ ۞ஐ